Die Finals, 04.06.2021
Zweiter Tag bei den „Finals 2021 Berlin I Rhein-Ruhr“: Nach dem glänzenden Auftakt am Donnerstag haben die Athletinnen und Athleten auch am Freitag sportliche Höchstleistungen gezeigt und bei der Rückkehr auf die große Bühne für viele Emotionen gesorgt. Bis zum Sonntag werden in 18 Sportarten 140 Deutsche Meistertitel vergeben. ARD und ZDF übertragen „Die Finals 2021 Berlin I Rhein-Ruhr“ mehr als 25 Stunden in ihren Programmen.
Leichtathletik
Jacqueline Otchere (MTG Mannheim) hat sich bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig den Titel im Stabhochsprung geholt. Mit 4,30 Metern verwies die 24-Jährige am Freitag Leni Freyja Wildgrube vom SC Potsdam, die 4,20 Meter übersprang, auf den zweiten Platz. Dritte wurde mit der gleichen Höhe Wildgrubes Vereinskollegin Ella Buchner.
„Ich bin sehr zufrieden, dass ich den Titel geholt habe, auch wenn ich mit der Höhe nicht ganz glücklich bin. Ich bin heute einen härteren Stab als sonst gesprungen, von daher kann ich schon zufrieden sein“, sagte Otchere, die dreimal an 4,40 Meter scheiterte. Die Norm für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio liegt bei 4,70 Metern. Das Stabhochspringen der Frauen war der einzige Medaillenwettbewerb am Freitag. Die weiteren 33 weiteren Titel werden am Samstag und Sonntag vergeben.
Schwimmen
Anna Elendt von der SG Frankfurt hat bei den deutschen Meisterschaften der Schwimmer im Rahmen der Finals für den Höhepunkt am Freitag gesorgt. Die 19-Jährige siegte in 1:06,50 Minuten über 100 Meter Brust und verbesserte damit den zwölf Jahre alten deutschen Rekord von Sarah Poewe (1:07,01). „Damit habe ich niemals gerechnet. Ich freue mich einfach nur. Wir haben zum einen meine Renntaktik umgestellt, zum anderen habe ich auch deutlich mehr im Bruststil trainiert als vorher, und das hat sich halt ausgezahlt“, sagte Anna Elendt, die sich im April für die Lagenstaffel bei den Olympischen Spielen in Tokio qualifiziert hatte. Nach diesem Meisterschaftsauftritt, für den die Titelverteidigerin extra aus den USA angereist kam, entstehen nun sicher auch im Einzelrennen neue olympische Ambitionen.
Bei den Männern musste sich Titelverteidiger Fabian Schwingenschlögl (Neckarsulmer Sportunion) zuvor überraschend Lucas Matzerath (SG Frankfurt) geschlagen geben. Der 21-Jährige schlug nach 59,44 Sekunden deutlich vor dem acht Jahre älteren Kontrahenten (59,96) an. „Ich habe mich schon länger darauf gefreut, mich wieder mit Fabian messen zu können. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und können uns gegenseitig gut pushen, das macht dann auch mehr Spaß“, sagte Matzerath, der zuletzt schon als EM-Fünfter in Budapest glänzen konnte.
Von Olympia hatte auch Sven Schwarz (Waspo 98 Hannover) geträumt, doch eine Corona-Infektion hatte ihm in diesem Frühjahr alle Chancen geraubt. Nun tröstete er sich mit dem Titelgewinn über 800m Freistil mit deutschem Altersklassenrekord für 19-Jährige (7:52,02 Minuten).
Anders als am Tag zuvor bestritt er am Freitag nur ein Rennen und konnte so diesmal auch seiner Favoritenrolle gerecht werden. Über 100m Rücken gewann der Olympiastarter vom Potsdamer SV in 55,12 Sekunden den Titel vor Marvin Dahler (VfL Sindelfingen/55,23). Bei den Frauen war Nina Kost (SV Nikar Heidelberg) in 1:00,67 Minuten erfolgreich, die aufgrund ihrer doppelten Staatsbürgerschaft in diesem Jahr bereits den Schweizer Titel holte und auf einen Olympiastart für die Eidgenossen hofft. Ihren zweiten Titel sicherte zudem Leonie Märtens (SC Magdeburg). Nach dem Erfolg über 1500m Freistil vom Vortag entschied die 17-Jährige nun auch das Rennen über 400m Freistil in 4:12,26 Minuten für sich.
Gerätturnen
Lukas Dauser vom TSV Unterhaching hat sich zum zweiten Mal in seiner Karriere nach 2017 den deutschen Meistertitel im Mehrkampf gesichert. Beim Wettkampf in der Dortmunder Westfalenhalle ließ der 27-Jährige mit 82,75 Punkten den Erfurter Nils Dunkel (80,40) hinter sich. Titelverteidiger Andreas Toba aus Hannover stürzte im letzten Durchgang bei einem Flugelement vom Reck und wurde mit 80,20 Punkten Dritter. Im April hatte Dauser bei den Europameisterschaften in Basel Bronze am Barren gewonnen. Auch diesmal war es die Übung an seinem Spezialgerät, die dem Weltmeisterschaftsfinalisten mit dem Tageshöchstwert von 15,250 Punkten die Tür zum Sieg öffnete. Am Wochenende folgen die Gerätfinals. Die Meisterschaften sind für die Turner*innen gleichzeitig erste Olympia-Qualifikation. „Ich habe mich erst einmal darüber gefreut, einen echt guten Wettkampf geturnt zu haben“, sagte Dauser nach der Siegerehrung. „Dass das auch noch für Gold gereicht hat, ist eine coole Sache.“
Reiten
Jessica von Bredow-Werndl und Sophie Hinners heißen die ersten deutschen Meisterinnen bei den Titelkämpfen der Dressur- und Springreiter*innen im Rahmen der Finals in Balve. Von Bredow-Werndl siegte wie im Vorjahr im Dressurwettbewerb. Mit ihrer Stute Dalera erhielt die 35-Jährige aus dem bayerischen Tuntenhausen 84,883 Prozent. Isabell Werth kam als Zweite mit Bella Rose (83,902) auf den zweiten Platz. Dritte wurde Dorothee Schneider aus Framersheim mit Showtime (80,275). „Ich habe es spannender gemacht als geplant. Aber neue und alte Meisterin hört sich gut an“, sagte die Siegerin. Sophie Hinners (Dagobertshausen) war die beste Springreiterin. Die 23-Jährige gewann mit Vittorio, nachdem sie als einzige Starterin in drei Runden fehlerfrei geblieben war. Zweite wurde Katrin Eckermann aus Sassenberg auf Cascadello-Boy mit einem Strafpunkt.
Wasserspringen
Tina Punzel (Dresdner SC 1898) vom 3m-Brett sowie das Duo Martin Wolfram (Dresdner SC 1898) und Moritz Wesemann (SV Neptun Aachen) im 3m-Synchron-Wettbewerb haben am Freitag bei den deutschen Meisterschaften der Wasserspringer in Berlin die Goldmedaillen gewonnen.
Punzel siegte vom 3m-Brett mit 335,35 Punkten vor EM-Finalistin Lena Hentschel (Berliner TSC/300,65) und Julia Deng (SV Halle/290,25) und präsentierte sich in allen fünf Runden äußerst stabil. Bereits im Vorkampf am Donnerstag hatte die 25-Jährige mit 332,25 Punkten ihr EM-Ergebnis aus Budapest (330,85) übertroffen und setzte am Freitag im Finale einen drauf. Mit ihrem sechsten DM-Titel vom 3m-Brett machte sie in dieser Disziplin das halbe Dutzend voll. „Der Titel ist verbunden mit der Olympiaqualifikation“, sagte Punzel, die jetzt auf die offizielle Nominierung für die Olympischen Spiele in Tokio hofft. „Nach den Finals gibt es für uns keinen Wettkampf mehr. Ich habe am 3m-Finaltag Geburtstag und möchte mir selbst das Geschenk machen, dort im Finale zu springen“, sagte Punzel.
Bei den Männern ging der Titel im 3m-Synchronspringen überraschend an Martin Wolfram (Dresdner SC 1898) und Moritz Wesemann (SV Neptun Aachen). Das Duo siegte mit 424,38 Punkten vor Patrick Kreisel und Lou Massenberg (Berliner TSC/396,18) und dem favorisierten Duo Patrick Hausding mit seinem Partner Lars Rüdiger (beide Berliner TSC/ 391,29).
Den Vorkampf am Donnerstag hatten Hausding und Rüdiger überlegen gewonnen und mit 443,04 Punkten ihre bisherige Bestleistung um knapp zehn Punkte verbessert. Auch im Finale lagen sie in den ersten drei Runden voll auf Kurs. Dann rutschte Hausding beim 3,5-fachen Auerbachsalto mit einem Bein aus der Hocke, geriet ins Trudeln und klatschte ins Wasser. „Wenn man nur noch ein Bein in der Hand hat, ist es normal, dass man aus der Achse fliegt und es einen völlig auseinanderzieht durch die Kräfte, die da wirken“, meinte er. „Das ist mir bei dem Sprung das letzte Mal vor zwölf Jahren passiert. Das ist natürlich etwas unglücklich, dass es jetzt genau im Live-Fernsehen zur Olympiaqualifikation im Finale passieren muss, aber so ist es eben“, so Hausding. Dank des Vorsprungs aus dem Vorkampf lösten beide dennoch das Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio.
Taekwondo
Ex-Weltmeister Alexander Bachmann aus Stuttgart hat bei den deutschen Meisterschaften im Rahmen der „Finals 2021 – Berlin I Rhein-Ruhr“ den Titel in der Gewichtsklasse über 80 Kilogramm gewonnen. Der 26-Jährige siegte im Finale souverän gegen Vorjahressieger Marc Lenkewitz aus Ahlen. „Die Beine waren etwas müde. Aber insgesamt habe ich es ganz gut gemeistert“, sagte Bachmann in der ARD. Im Frühjahr hatte sich Bachmann mit dem Coronavirus infiziert und seitdem nur wenige offizielle Kämpfe bestritten. Bachmann hat sich als einziger Athlet der Deutschen Taekwondo Union (DTU) für die Sommerspiele in Japan qualifiziert.
Rhythmische Sportgymnastik
Sechs Entscheidungen gab es am Freitag bei den „Finals“ in der Dortmunder Westfalenhalle in der Rhythmischen Sportgymnastik. Die deutsche Mehrkampfmeisterin Margarita Kolosov gewann auch mit Reifen (19,40), Ball (23,325), Band (18,85) und Keulen (20,55). Letzteren Titel musste sich die im Leistungszentrum Schmiden übende Potsdamerin jedoch mit ihrer dortigen Trainingskollegin Melanie Dargel (TG Worms) teilen. Beide Gymnastinnen werden den Deutschen Turner-Bund (DTB) bei den Europameisterschaften in der nächsten Woche in Varna/Bulgarien vertreten. Von den Bronzeplaketten gingen je zwei an die beiden Bremerinnen Sandy Kruse und Julia Stavickaja.
Zuvor hatte der TV Dahn den „Hattrick“ geschafft, wie Gruppenmitglied Marlene Kriebel es ausdrückte, und sich nach dem Zweikampftitel vom Mittwoch auch die beiden übrigen Goldmedaillen mit fünf Bällen (16,175) sowie Reifen und Keulen (16,425) gesichert. „Absoluter Wahnsinn“, kommentierte die 22-Jährige. Die Pfälzerinnen konnten an ihre Qualifikationsleistungen anknüpfen, während den Formationen dahinter mehr Fehler unterliefen.
Kanu-Polo
Der Deutsche Meister hat das Double klargemacht. Der WSF Liblar feierte am Freitag im Rahmen der „Finals 2021 Berlin I Rhein-Ruhr“ einen souveränen Pokalerfolg. Der amtierende Meister setzte sich in Duisburg gegen den 1. Meidericher KC mit 4:1 (1:0) durch. Der Vizemeister aus dem Duisburger Stadtteil Meiderich konnte damit seinen Heimvorteil nicht nutzen. Die größere Erfahrung des WSF Liblar, mit sechs Nationalspielern in den eigenen Reihen, entschied in der zweiten Halbzeit das Endspiel um den Pokal.
„Wir wollten das Ding unbedingt gewinnen. Wir haben uns entsprechend vorbereitet und sind sehr konzentriert in das Spiel gegangen“, sagte Liblars Spielertrainer Jonas Vieren. In der jungen Meidericher Mannschaft fehlten corona-bedingt drei englische Spieler. Am Samstag tragen um 10:15 Uhr, ebenfalls auf der Vereinsanlage des ASC Duisburg, die Frauen ihr Pokalfinale im Kanu-Polo aus. Gegner sind dann der ACC Hamburg und der KCNW Berlin.
Bild: Tina Punzel ist deutsche Meisterin. Foto: Jo Kleindl