Die Finals, 03.06.2021
„Die Finals 2021 Berlin I Rhein-Ruhr“ haben begonnen - die ersten Entscheidungen sind am Donnerstag bereits gefallen. Bis zum Sonntag werden in 18 Sportarten 140 Deutsche Meistertitel vergeben. ARD und ZDF übertragen „Die Finals 2021 Berlin I Rhein-Ruhr“ mehr als 25 Stunden in ihren Programmen.
Gerätturnen
Elisabeth Seitz hat am Donnerstag zum achten Mal in ihrer Karriere die deutschen Meisterschaften im Mehrkampf gewonnen. Die Stuttgarterin verwies bei den Titelkämpfen in der Dortmunder Westfalenhalle im Rahmen der „Finals 2021 - Berlin I Rhein-Ruhr" mit 53,50 Punkten die frühere Schwebebalken-Weltmeisterin Pauline Schäfer aus Chemnitz (53,40) und Titelverteidigerin Sarah Voss aus Köln (53,00) auf die weiteren Podestplätze. Für Seitz war es der 23. nationale Titel. Die Meisterschaften in Nordrhein-Westfalen sind für die Turnerinnen und Turner zugleich als erste Olympia-Qualifikation. Vier Tickets gibt es für die Spiele in Tokio. Die Entscheidung fällt nach einer weiteren Überprüfung am 12. Juni in München.
Schwimmen
Zu Beginn der Deutschen Meisterschaften im Schwimmen in Berlin feierte Angelina Köhler einen versöhnlichen Triumph gegen das Coronavirus. Die 20-Jährige von Hannover 96 sicherte sich am Donnerstag in 58,42 Sekunden den Titel über 100m Schmetterling, nachdem eine Coronainfektion im April die Olympiaqualifikation für Tokio (Japan) noch verhindert hatte. „Endlich bin ich Deutsche Meisterin geworden, das war schon seit langem mein Ziel und bedeutet sehr, sehr viel für mich“, sagte Köhler, die in Berlin sogar Tokio-Starterin Lisa Höpink (SG Essen/58,68) hinter sich ließ.
Bei den Männern ging der Meistertitel in dieser Disziplin an Ramon Klenz (SG Neukölln), der in 52,88 Sekunden vor Björn Kammann (AMTV-FTV Hamburg/52,97) anschlug. „Ich freue mich auf jeden Fall über diesen Erfolg“, sagte der Sportsoldat, dessen Tokio-Traum nach einer Coronainfektion und einem Autounfall im April ebenfalls geplatzt war.
Für die größte Überraschung des Tages sorgte Timo Sorgius. Der 18-Jährige von der SSG Leipzig siegte über 200m Rücken in 2:00,76 Minuten. Hier war Christian Diener (Potsdamer SV) haushoher Favorit gewesen, doch an seinem 28. Geburtstag wurde der Olympiastarter überraschend nur Fünfter (2:02,78). Grund dafür war sein heftiges Wettkampfprogramm, nur acht Minuten vorher hatte der Feuerwehrmann auch das Finale über 100m Schmetterling bestritten. „Da hatte mein Trainer ein besonderes Geschenk für mich, der Tank war jedenfalls plötzlich leer“, sagte Diener anschließend mit einem Augenzwinkern.
Sehr belastbar ist Zoe Vogelmann (SV Nikar Heidelberg). Beim Sieg über 400m Lagen mit einer Zeit von 4:41,32 Minuten zeigte die 17-Jährige, dass Finalplatz sieben bei der EM in Budapest (Ungarn) kein Zufall war und von ihr auch in Zukunft noch einiges erwartet werden darf. Bei den Männern setzte sich Danny Schmidt über 400m Lagen in 4:19,02 Minuten durch. Der 20-Jährige von der SG Frankfurt war im Vorjahr in die Trainingsgruppe von Bundestrainer Bernd Berkhahn gewechselt.
Einen großen Schritt nach vorn vollzog auch Leonie Märtens beim Sieg über 1500m Freistil (16:34,15 Minuten) verbesserte die 17-Jährige vom SC Magdeburg ihre Bestzeit um über zehn Sekunden. Leonie ist die Schwester von Lukas Märtens, der sich als Aufsteiger des Jahres mit gerade einmal 19 Jahren zuletzt für drei olympische Einzelrennen qualifiziert hatte. „Für 2024 ist geplant, dass mein Bruder und ich zusammen zu Olympia fahren. Das wäre cool, wenn das klappt, meine ganze Familie würde mitfiebern.“
Triathlon
Der TV Buschhütten hat die deutsche Meisterschaft in der Staffel gewonnen. Olympia-Teilnehmer Justus Nieschlag brachte am Donnerstag in Berlin den Sieg für seine Mannschaft sicher ins Ziel. Zuvor hatten sich Lena Meißner, Lasse Lührs und Lisa Tertsch lange ein enges Rennen mit Triathlon Potsdam geliefert. Meißner war dabei das Missgeschick passiert, als erste ihres Teams einen Frühstart im Schwimmbecken zu verursachen. Dafür kassierte sie eine Strafe von zehn Sekunden. Nieschlag gelang es als Schlussstarter, im Schwimmen und auf dem Rad einen entscheidenden Vorsprung gegen seinen Potsdamer Konkurrenten Justus Töpper herauszuarbeiten. Am Ende lag das Buschhüttener Quartett 37 Sekunden vor dem Team aus Potsdam, zu dem neben Töpper die WM-Dritte Laura Lindemann, Jonas Schomburg und Nina Eim gehörten. Dritte wurde die Staffel des Triathlon Teams DSW Darmstadt mit einem Rückstand von 1:39 Minuten. Jede Athletin und jeder Athlet musste 250 Meter schwimmen, 4950 Meter auf dem Rad fahren und 1400 Meter laufen.
Kanu
Bei der ersten Entscheidung im Kanu-Rennsport im Rahmen der „Finals 2021 – Berlin I Rhein-Ruhr“ ging die Goldmedaille im K2 an Julia Hergert (Magdeburg) und Kostja Stroinski (Berlin). Das Ost-Duo legte einen furiosen Start hin und siegte nach 160 Metern vor dem Essener Boot mit Tobias Pascal-Schulz und Katharina Köther. „Wir hatten zwei kleine Wackler dabei und wären fast ins Wasser gefallen“, resümierte Julia Hergert. „Es war aber ein klasse Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem wir dann das Rennen für uns entscheiden konnten.“ Dies ergänzte Stroinski: „Das war ein echt schönes Rennen und diese Mixed Rennen machen wirklich Spaß. Dieses Format könnte man gerne mehr etablieren. Ich bin ein Fan davon.“ Olympiasiegerin Franziska John, die nach der Geburt ihrer Zwillinge in Duisburg erstmals wieder paddelte, und Bootspartner Max Zaremba fehlten drei Zehntel zum Einzug ins Finale. Im kleinen Finale paddelten John und Zaremba zur Bronzemedaille vor dem Lokalmatador aus Duisburg Tom Maaßen, der zusammen mit der Potsdamerin Katherina Diederichs im Zweier startete.
Im Parallelsprint über 160 Meter sicherte sich im Kajak-Einer Paulina Paszek (Hannoverscher KC) die Deutsche Meisterschaft. Sie bezwang im Finale Xenia Jost (Rheinbrüder Karlsruhe). Bei den Männern war Nico Pickert (LDK Bochum) im Einer-Canadier auf der kurzen Strecke auch von Moritz Adam (SC Berlin-Grünau) im Endlauf um den Titel nicht zu schlagen. Auf Platz drei bei den Damen kam Katharina Köther aus Essen. Olympiasiegerin Franziska John belegte Rang vier. Bei den Männern ging Bronze an Olympiasieger und Vorjahresfinalist Peter Kretschmer (DHfK Leipzig), der im „kleinen Finale“ Jan Vandrey (KC Potsdam) hinter sich ließ.
Das Format, Parallelsprint mit nur zwei Konkurrenten im direkten Vergleich sagt dem neuen Deutschen Meister Nico Pickert ausgesprochen zu: „Ich würde mich freuen, wenn wir das öfter machen. Von mir auch mal im Zweier.“ Silbermedaillen-Gewinner Peter Kretschmer (DHfK Leipzig) sah die Rennen von Duisburg als optimal, um sich einmal im direkten Vergleich zu messen: „Die Rennen Eins gegen Eins sind außerdem für die Zuschauer recht attraktiv.“
Anja Adler und Katharina Bauernschmidt sind die ersten Deutschen Meisterinnen im Kanu bei den „Finals 2021 Berlin I Rhein-Ruhr“. Am Donnerstag setzte sich Parakanutin Anja Adler vom SV Halle in der Kajak-Sprintdisziplin über 160 Meter gegen Edina Müller (37) vom Hamburger KC durch. In der Para-Kanu-Disziplin Va’a (Kanu mit Ausleger) gab es einen echten Heimerfolg auf der Wedau-Bahn in Duisburg. Katharina Bauernschmidt (31) war als „Local Hero“ von Herausforderin Annette Kummer (55) aus Potsdam nicht zu bezwingen. Zum ersten Mal gehörten die Para-Kanu-Wettbewerbe zum Programm der Finals. Die Starterinnen hoffen, dass es nicht das letzte Mal sein wird. „Die Finals sind etwas Einzigartiges. Ich hoffe, dass sich das Erlebnis für uns alle wiederholen kann und wird“, sagte Katharina Bauernschmidt.
Stand-Up-Paddling
Bei den Stand-Up-Paddlern verteidigte Normen Weber (Augsburg) seinen Titel. Im SUP Cross setze sich der 35-jährige Bundeswehrsoldat auf einem Zickzack-Kurs gegen Hermann Husslein, Peter Weidert (beide Hanau) und Steven Bredow (Brandenburg) durch. „Da Ich gerade von einer fünfwöchigen Bundeswehrübung zurückgekommen bin, konnte ich nicht wie gewohnt trainieren, aber kurze Distanzen kann ich aktuell sehr schnell fahren", sagte Weber nach seinem Sieg. Mitfavorit Ole Schwarz (Bonn) schied bereits im Zwischenlauf nach einer Kenterung aus.
Rhythmische Sportgymnastik
Margarita Kolosov ist neue Deutsche Meisterin in der Rhythmischen Sportgymnastik im Mehrkampf. Die in Schmiden trainierende Potsdamerin dominierte bei den Finals in der Dortmunder Westfalenhalle die Konkurrenz und verwies mit 77,050 Punkten Melanie Dargel von der TG Worms (68,35) und Sandy Kruse (Bremen 1860/57,825) auf die Plätze. Trotz ihres Triumphes zeigte sich Kolosov nicht glücklich mit ihren Leistungen. „Ich weiß, dass ich es viel besser kann“, sagte die 17-Jährige, die in der kommenden Woche an den Europameisterschaften in Varna/Bulgarien teilnehmen wird. Wirklich erklären konnte sich die Favoritin die vielen Unsicherheiten nicht. „Es ist natürlich eine andere Halle als zu Hause; daran muss man sich erst gewöhnen.“ Melanie Dargel fand die Kulisse in der riesigen Westfalen-Halle auch ohne Zuschauer „aufregend“, zumal es für die Debütantin bei den Aktiven die erste deutsche Meisterschaft seit 2018 war.
Foto: Oliver Strubel